Der nächtliche Ritter

[153] In der mondlos stillen Nacht

Stand er unter dem Altane,

Sang mit himmlisch süßer Stimme

Minnelieder zur Gitarre.

Dann auch mit den Nebenbuhlern

Hat er tapfer sich geschlagen,

Daß die hellen Funken stoben,

Daß die Mauern widerhallten.

Und so übt' er jeden Dienst,

Den man weihet edeln Damen,

Daß mein Herz in Lieb erglühte

Für den teuern Unbekannten.

Als ich drauf am frühen Morgen

Bebend blickte vom Altane,

Blieb mir nichts von ihm zu schauen

Als sein Blut, für mich gelassen.
[153]

Quelle:
Ludwig Uhland: Werke. Band 1, München 1980, S. 153-154.
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