Italien

[150] Italien, Italien, o Du,

Das seine Schönheit unglückselig macht,

Ein traurig hartes Schicksal gaben Dir

Mit ihrer Gunst die Götter. Wärest Du

An Schönheit ärmer, oder reicher nur

An Kräften, daß man mehr Dich fürchtete,

Wie oder minder liebte, und nur nicht,

Herbeigelockt von Deiner Schönheit Strahl,

Dich forderte zum Tode! Vaterland,

Dann dürft' ich nicht die Ströme Krieger sehn,

Die von den Alpen rollen; dürfte nicht

Die Heerden fremdes Vieh sich tränken sehn

Im blutgefärbten Po. Ich sähe nicht

Dich selbst, umgürtet, mit so fremdem Schwert

Umgürtet, kämpfen stets mit fremdem Arm

Und, überwunden oder Ueberwinderin,

Doch immer dienen. – –


Quelle:
Johann Gottfried Herder: Werke. Erster Theil. Gedichte, Berlin 1879, S. 150.
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